F.A.Q.s - Die häufigsten Fragen

Warum wurde der Marienhof erst ausgegraben und dann wieder zugeschüttet?

Es ist – insbesondere bei Großprojekten – sinnvoll, archäologische Bodendenkmäler vor dem Beginn der eigentlichen Bauarbeiten freizulegen und zu dokumentieren, um die viel höheren Kosten eines Baustopps und damit auch einer Bauverzögerung zu vermeiden. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit den zuständigen Behörden (siehe auch "Ich bin Bauherr und möchte weitere Informationen einholen. An wen muss ich mich wenden?") ist daher sinnvoll.

Was ist der Archäologische Stadtkataster?

Die gesamte Münchner Altstadt ist – in ihren baulichen Grenzen bis um 1800 – im Bayerischen Denkmal-Atlas als Bodendenkmal verzeichnet. Um das denkmalrechtliche Erlaubnisverfahren zu beschleunigen und Planungssicherheit für Bauherren zu schaffen, wird derzeit für die Münchner Innenstadt ein Archäologischer Stadtkataster erstellt.

Der Kataster ist eine wichtige Serviceleistung der Stadt für alle Bauherren und Planer. Er hilft, Verzögerungen durch überraschend auftretende archäologische Funde zu vermeiden. Ein denkmalrechtliches Erlaubnisverfahren mit detaillierter Fachprüfung ist in allen Bereichen der Altstadt dennoch erforderlich – unabhängig davon, ob es sich um ein privates, kommunales oder staatliches Bauvorhaben handelt, und ob die jeweilige Fläche positiv oder negativ kartiert ist.

Was passiert mit den unterirdischen Baustrukturen? Werden diese zerstört?

In der Archäologie unterscheidet man prinzipiell zwischen Funden (bewegliche Gegenstände, Artefakte) und Befunden (unbewegliche Strukturen wie z.B. Verfärbungen des Bodens und Baustrukturen). Die Befunde werden freigelegt, eingemessen, mit Fotos und Zeichnungen dokumentiert und beschrieben. Letztendlich führt die Ausgrabung zu einer "kontrollierten Zerstörung", bietet gleichzeitig jedoch die einmalige Chance, die verborgenen Bodendenkmäler wissenschaftlich zu erfassen. Die Funde dagegen werden geborgen und in der Archäologischen Staatssammlung München konserviert, restauriert und verwahrt.

Wo und wann gibt es was von den Funden zu sehen?

Zum Abschluss des Forschungsprojektes ist eine größere Ausstellung in Planung, in der Ergebnisse und Funde der Ausgrabungen vorgestellt werden. Bis dahin präsentieren wir regelmäßig Aspekte aus den laufenden Arbeiten an unterschiedlichen Standorten in der Stadt. Beim Bürgerfest zum Spatenstich der Zweiten Stammstrecke am Marienhof im April 2017 waren wir mit einem Messestand vertreten. Bis Ostern 2017 war im Charlottengang der Residenz die Studioausstellung "Die Älteste Münchnerin. Zur Grabung im Apothekenhof 2014 – und andere Funde" zu sehen. Hier sehen Sie unsere vergangenen und aktuellen Aktionen.

Auch in der neuen Dauerausstellung der Archäologischen Staatssammlung München, die nach der Sanierung 2020 eröffnet, wird die Stadtarchäologie prominent vertreten sein. Bleiben Sie zur Sanierung auf dem Laufenden!

Welche Projektpartner gibt es und was sind ihre Kernkompetenzen?

Der Arbeitsgemeinschaft Archäologie München gehören Experten aus vielen Bereichen an. Sie befassen sich mit der Archäologie und Geschichte der Landeshauptstadt, ihrer Erforschung und Präsentation. Die Projektleitung liegt bei der Archäologischen Staatssammlung München, hier werden die Funde im Eigentum des Freistaates Bayern verwahrt, restauriert, inventarisiert, erforscht und für Forschungs- und Ausstellungszwecke zur Verfügung gestellt. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege als zentrale Fachbehörde des Freistaates Bayern für Denkmalschutz und Denkmalpflege ist in Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde für die Bodendenkmäler zuständig. Gemeinsames Ziel ist deren Erhalt vor Ort oder ihre qualifizierte Ausgrabung und Dokumentation nach anerkannten fachlichen Vorgaben. Das Landesamt berät und betreut diese archäologischen Ausgrabungen. Die Untere Denkmalschutzbehörde, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, ist der Ansprechpartner für alle denkmalrechtlichen Verfahren und betreut die Bauherren. Weitere Projektpartner sind das Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität, in dem auch zu stadtarchäologischen Themen geforscht wird. Das Münchner Stadtmuseum besitzt umfangreiche Sammlungen und führt Ausstellungen zu Münchner Themen durch. Im Stadtarchiv München wird die städtische Verwaltungsüberlieferung verwahrt und stadtgeschichtliche Forschungsarbeit geleistet. In der Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München werden die tierischen Reste aus den archäologischen Ausgrabungen aufbewahrt und bearbeitet. Im Institut für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin wiederum werden diese Reste vor dem Hintergrund der Mensch-Tier-Beziehungen archäozoologisch untersucht. Das Büro für Denkmalpflege ist mit Christian Behrer als bestem Kenner der Archäologie Münchens in der Arbeitsgemeinschaft tätig. Details zu den Projektpartnern finden Sie hier.

Gibts Euch auch auf Facebook?

Wir haben derzeit noch keine eigene Facebook-Seite. Über die aktuellen Geschehnisse aus der Stadtarchäologie München können Sie sich aber regelmäßig auf der Seite der "Archäologischen Staatssammlung" informieren.

Wie kann ich herausfinden, ob auch in meiner Gegend etwas ausgegraben wurde? Befindet sich auf meinem Grundstück ein Bodendenkmal?

Die im Denkmal-Atlas erfassten bayerischen Denkmaldaten finden sich seit Anfang 2014 durch eine Kooperation mit der Vermessungsverwaltung im sog. "Bayern-Atlas". Dieser zeichnet sich durch eine aktuelle, moderne Menüführung und detaillierte kartographische Darstellung aus. Neben historischen Karten, Luftbildern, Darstellung der Flurstückgrenzen sowie die Überlagerung mit anderen Kartenwerken ist eine Verschneidung mit zahlreichen, weiteren Fachinformationen möglich. Hier geht's direkt zum Bayern-Atlas Denkmal.

Warum dauert es so lange, bis Funde in einer Ausstellung gezeigt werden?

Die Arbeit ist nach der Grabung längst nicht zu Ende. Zuerst kommen die geborgenen Funde in das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Dort werden sie anhand von Listen und beigefügten Fundzetteln auf Vollständigkeit kontrolliert und konservatorisch erstversorgt. Frisch geborgene Objekte – insbesondere jene aus Metall – sind in ihrer Form und Funktion zunächst kaum zuordenbar und müssen bestimmt werden. Nach ihrer Übergabe in die Archäologische Staatssammlung werden die Objekte restauriert. Dies geschieht zunächst nur an einer sorgfältig getroffenen Auswahl, denn aus überwiegend finanziellen Gründen können nicht sämtliche Objekte sofort nach der Grabung restauriert werden. Schließlich werden die Funde in den Depots unter materialschonenden Standards gelagert, insbesondere das Klima wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur spielen dabei eine wichtige Rolle. Auch Probleme bei der Klärung von Eigentumsverhältnissen können zu Verzögerungen führen. Dabei erleiden viele Objekte auch großen Substanzverlust, bevor sie – oft nach mehreren Jahren – in die Obhut der Archäologischen Staatssammlung München gelangen.

Wer bezahlt die Ausgrabungen?

Der Inhaber der denkmalrechtlichen Erlaubnis – zumeist also der Bauherr oder die Baufirma – trägt nach ständiger Rechtsprechung die Kosten. Staatliche Förderungsmöglichkeiten bestehen für besondere Maßnahmen zum Denkmalerhalt.

Ich bin Bauherr und möchte weitere Informationen einholen. An wen muss ich mich wenden?

Das Landesamt für Denkmalpflege hält eine Zusammenfassung mit Checkliste zum Thema "Bauvorhaben und Denkmalpflege – Worauf Bauherren achten sollten" bereit. Sie finden diese unter dem folgenden Link.

Wieviele Funde gibt es vom Marienhof?

Über 45.000 Einzelobjekte wurden bisher geborgen. Sämtliche Funde wurden gereinigt, verpackt und mit Fundzetteln versehen, um sie später dem jeweiligen Fundort wieder zuordnen zu können. Eine Menge Arbeit, die auf die Forscherinnen und Forscher wartet!

Was bleibt von der Ausgrabung am Marienhof übrig?

Wenn alles ausgegraben, geborgen und dokumentiert ist, wird die Fläche zur Bebauung freigegeben. Übrig bleiben vom Marienhof: 6.793 Digitalbilder, 213 Diafilme, 2.487 SW-Aufnahmen, 29.798 Vermessungspunkte, farbige Befundzeichnungen DIN A3, 54 Pläne DIN A1, 36 Aktenordner – und natürlich 194 Fundkisten, in denen die 45.000 Einzelfunde verwahrt werden.

Grabt ihr auch Dinosaurier aus?

Nein, in der Archäologie geht es vorwiegend um die materiellen Hinterlassenschaften von Menschen. Mit Dinosauriern beschäftigt sich der Paläontologe, der – ähnlich wie der Archäologe – eng mit der Geologie zusammen arbeitet.

Ich habe einen Fund gemacht! Was jetzt?

Artikel 8 des Denkmalschutzgesetzes schreibt vor, dass alle Funde der Unteren Denkmalschutzbehörde oder dem Landesamt für Denkmalpflege anzuzeigen und zur Bearbeitung befristet zu überlassen sind. Dies gilt natürlich auch für alle im Gelände noch sichtbaren Bodendenkmäler und alle Beobachtungen, die auf Bodendenkmäler hinweisen können. Als Anlaufstelle bietet sich das Landesamt für Denkmalpflege als staatliche Fachbehörde an. Seine archäologisch geschulten Mitarbeiter können die Funde in aller Regel gleich bestimmen, Beobachtungen interpretieren und nach fehlenden Angaben zu Fundort und Fundumständen fragen. Wenn Sie Funde melden wollen, lassen Sie sich bitte von dem für Ihren Regierungsbezirk zuständigen Ansprechpartner einen Termin geben. Ein Formular für Fundmeldungen finden Sie in der Download Area des Landesamtes für Denkmalpflege.