Archäologie in München

Das heutige Gebiet Münchens, das sich seit der Gründung der mittelalterlichen Stadt auf eine riesige Fläche von über 310 km2 erweitert hat, umfasst große Teile einer Schotterebene. Diese ist geprägt vom Wildfluss der Isar, ist zugleich aber von zahlreichen Bächen durchzogen, die kontinuierlich von den Menschen der Frühzeit aufgesiedelt wurden. Am Hachinger Bach und an der Würm bildeten sich Kernzonen heraus. Der Wildfluss Isar war hingegen ein Hindernis, das aufgrund der starken Strömung und den Steilufern nur an wenigen Stellen ganzjährig gefahrlos überwunden werden konnte. Ausgrabungen im Stadtgebiet bringen immer wieder einen Einblick in die viele Jahrtausende von Jahren zurückliegende Besiedlungsgeschichte. Die erste namhafte Besiedlung begann in der Jungsteinzeit im 5. Jahrtausend v. Chr. (Unterföhring). Bereits gegen Ende dieser Epoche finden wir in zahlreichen Stadtvierteln eine vermehrte Besiedlung, die durch die Gräber der Glockenbecherkultur gekennzeichnet ist (Pasing, Moosach, Zamdorf, Berg am Laim). Wohl mit dem Fernhandel zusammenhängend (Bronzebarrenfund Luitpoldpark) verstärkte sich die Siedlungsaktivität in der Bronzezeit und führte an deren Ende zwischen dem 13. und 9. Jahrhundert v. Chr. zu einem ausgedehnten System an Friedhöfen und Siedlungen, die das Gesicht der gesamten Schotterebene prägte. Nach dem Bestattungsbrauch wird diese Epoche von den Archäologen als "Münchner Urnenfelder" bezeichnet. Neben Grabfunden (Obermenzing) stammen auch bedeutende Altmetallfunde aus dem Stadtgebiet (Widenmayerstrasse).

Ohne Abbruch, wenn auch weniger intensiv setzte sich die Besiedlung während der älteren Eisenzeit (Grabhügel am alten Flughafengelände in Riem) bis zur Römerzeit fort. Bedeutende keltische Funde des 4. bis 2. Jahrhundert v. Chr. stammen aus Obermenzing und Allach-Untermenzing. Die römische Besiedlung folgte den überregionalen Fernverkehrsverbindungen wie der Straße von Augsburg nach Salzburg, die südlich der jetzigen Stadt vorbeiführt, und Nebenrouten dieser Verbindung nördlich der Stadt. Bei Denning gab es eine Siedlung, und Reste ländlicher Anwesen sind aus der Aubinger Lohe, in Berg am Laim und Unterföhring bekannt.

Aus dem frühen Mittelalter, der Zeit der baiuvarischen Stammesbildung (5. bis 7. Jahrhundert n. Chr.), wurden zahlreiche Gräberfelder gefunden. Diese begleiteten die damals sich bildenden Kernorte (Aubing, Sendling, Feldmoching, Menzing, Pasing, Giesing, Schwabing).

Die große Masse der archäologischen Funde in der Altstadt Münchens stammt allerdings aus der Zeit nach der Stadtgründung. Sie wurde verstärkt in den letzten Jahrzehnten durch Baumaßnahmen in der Innenstadt zu Tage gefördert. Die Ausgrabungen am Marienhof gaben den Anstoß, diese für die Stadtgeschichte entscheidenden Grabungen im Rahmen eines eigenen Projektes "Archäologie München" zu erforschen.

Knochenabfälle aus der Herstellung von Paternosterringen vom St.-Jakobs-Platz, 13.–15. Jahrhundert n. Chr.